LEBEN WIE DIE HUOSI
frühmittelalterlicher Alltag am Sonntag, 24. Juli – Archäotechnik schließt Wissenslücken

Mittelalter zum Anfassen: Sie zeigen Schwerterkampf und archaisches Feuermachen. Sie spinnen Wolle mit ganz einfachen Spindeln. Sie fertigen ihre Schuhe selber, bauen Sitzmöbel und untersuchen 1.000 Jahre Schmiedearbeiten, Holzgegenstände sowie Schmuck, Stein- und Knochengeräte, um sie zu rekonstruieren. "Wir sind einem archäologischen Spezialgebiet, nämlich der Archäotechnik zugeordnet", erklärt Kerstin Uhl aus Weilheim, die mit ihrem Mann, Gerald Uhl, im Sommer fast jedes Wochenende auf einem historischen Museumsfest oder bei ähnlichen Anlässen auftritt. Nach Polling sind sie zusammen mit den Huosi aus Riegsee, mit Markus Veit und Michaela Eibl gekommen.

Wie das Duo Veit und Eibl, treten Gerald Uhl und seine Frau Kerstin Uhl nur bei Veranstaltungen auf, die Geschichtswissen vermitteln. Mittelalter-Spiele und Gauklerei sind nicht ihre Abteilung. "Wir legen Wert auf Authentizität", heißt das Credo der Uhls, die in Rollen schlüpfen, die ihnen Spaß bereiten und deren Hintergrund sie gut recherchiert haben. Dann heißen sie auch Gerald der Uhl zu Winhaim, Seigneur de Canehan und Cutani, seine Frowe, und leben wie es vor mehr als tausend Jahren im Huosigau war. Sie lassen nur eine Ausnahme zu: "Wir verzichten nicht auf die moderne medizinische Versorgung." Ansonsten wird mittelalterlich gekocht und die Kleidung ist auch perfekt bis ins Detail. Der Auftritt in Polling war vergleichsweise einfach, stellt man sich vor, dass sie auch bei der Schlacht von Hastings mitten im Kampfgetümmel sind, die immer wieder mal am Originalschauplatz stattfindet. Dann ist Cutani Küchenchefin des Trosses und versorgt 250 Kämpfer mit den Gerichten der damaligen Zeit. Die Schlacht bei Hastings fand am 14. Oktober 1066 statt und war der erste militärische Erfolg der französischen Normannen bei der Eroberung Englands. Das normannische Heer unter Herzog Wilhelm dem Eroberer besiegte die Angelsachsen unter ihrem König Harald II.

Danach sind sie wieder eine ganz normale Familie mit zwei Kindern und Hund, die ein ausgefallenes Hobby leidenschaftlich pflegen. "Wir gehören keinem Verein an (und wollen das auch künftig nicht), sondern treffen uns auf historischen Veranstaltungen mit Gleichgesinnten." "Unser modernes Leben", fährt Gerald fort, der Chemietechniker ist, "bestimmen unsere Zwillinge, der Tanzsport, Jugendarbeit und Motorradfahren." – Sofern es das Hobby zulässt, denn anders als die befreundeten Huosi vom Riegsee, bieten sie historische Darstellungen vom 8. bis zum 11. Jahrhundert an, was vor allem auch von Schulen und Kindergärten gerne angenommen wird. Entdeckt haben sie ihre Leidenschaft vor fünf Jahren, im Zusammenhang mit der Ersterwähnung von Kerstins Heimatstadt Weilheim im Jahr 1010.

Unsere Bilder zeigen Kerstin und Gerald Uhl sowie Michaela Eibl und Markus Veit, deren Tochter Magdalena beim Brettchen-Weben und Ketten fädeln geschickt ist. Wer mehr wissen möchte schaut ins Internet unter
www.wilhaim.de Fotos: Beate Bentele


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