HEIMAT AKTUELL
Am Freitag, 5. August 2011: Heimatpfleger diskutieren mit Marlen Reichert vom Bayerischen Rundfunk

"Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen", zitiert Marlen Reichert vom Bayerischen Rundfunk den Vertreter des poetischen Realismus, Theodor Fontane (1819-1898). Was Heimat jetzt und heute bedeutet, das wollte die Rundfunkmoderatorin im vollbesetzten Fischer-bau Polling mit den Besuchern und vor allem mit den Heimatpflegern des Huosigaus herausfinden.

"Es ist noch gar nicht so lange her, da waren ‚Heidi' und ‚Der Förster vom Silberwald', oder ‚Die Sennerin von St. Kathrein' die Heimat. Heimat bedeutete damals Spießigkeit. Der Begriff stand aber auch für den Nachhall von nationalem Pathos und deutschem Wesen, an dem die Welt genesen sollte. Heimat war der erklärte Feind progressiver Weltbürger", erinnerte Marlen Reichert an die 1950-er und 1960-er Jahre. Und sie zitierte den SPIEGEL: "Heimat, das ist der Lindenbaum, unter dem Vater Staat und Mutter Natur ein-trächtig im Kreis ihrer Lieben sitzen und sich freuen, dass alles ist und bleibt, wie es immer war."

In ihrer Begrüßung wies sie aber auch hin, wie hochinteressant es sei, dass weder die Franzosen noch die Engländer den Begriff "Heimat" in ihrer Sprache verankert haben, der in unserem Sprachgebrauch reichlich und oft zitiert wird. Deshalb freue sie sich auf die Diskussion mit den Heimatpflegern, die als Wahrer der Heimat unter anderem auch für die aktuelle Pflege von Sprache, Musik, Tradition, Brauchtum, Landschaft, Gewand und mehr "zuständig" sind.

Die Diskussionsrunde war von der ersten bis zur letzten Minute ein anregender, aufbauender und auch nachdenklich machender Austausch von Diskutanten, die wissen, wovon sie sprechen. Das Publikum spürte dies, und als nach fast drei Stunden die letzte Veranstaltung in der Ausstellung "Huosi – Eine Spurensuchen zwischen Lech und Isar" beendet wurde, meinten Besucherinnen: "Was, ist schon Schluss? Wir könnten noch lange zuhören." – Gibt es einen größeren Erfolg? Nun, die Diskussionen wurden in der Alten Klosterwirtschaft weitergeführt, was der individuellen Interpretation des Heimat-Begriffs gut getan hat.
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Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom "Heimat"-Abend im Fischerbau Polling:

- Auf dem Podium diskutieren Sepp Kaindl (Vorsitzender Heimat- und Trachtenvereinigung Huosigau), Stefan Hirsch (Bezirksheimatpfleger Oberbayern), Klaus Gast (Kreisheimatpfleger Weilheim), Marlen Reichert (BR), sowie die Kreisheimatpfleger Heide Weißhaar-Kiem (Landsberg), Manfred Schulz und Gerhard Schober (beide Starnberg) sowie Sepp Kink (Fürstenfeldbruck) – von links
- In der ersten Publikumsreihe haben unter anderem Platz genommen Willi Großer, Mund-artsprecher und Trachten-Ikone aus Starnberg, Renate Dodell, Landtagsabgeordnete aus Weilheim und Rosemarie Sollinger von der Huosigau-Vorstandschaft.
- Damit die Debatten nicht zu hitzig werden, sorgen Musikanten für klangvolle Unter-brechung: Der Deutenhauser Viergsang mit Klaus Gast, Vroni Albrecht, Georgia Gast (Zither), Brigitte Albrecht, Hermann Luttner, Roland Lang (Gitarre) sowie die Ettinger Bläser.
Text/Fotos: Beate Bentele.
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