WILLI GROSSER UND QUERIS BAYRISCHER WATSCHENBAUM
Schätze zum Hören am Freitag, 1. Juni 2011

POLLING - Der wohl größte Experte und Kenner des bayerischen Schriftstellers und Journalisten Georg Queri (1879-1919) sorgte für einen vollen Fischerbau in Polling: Willi Großer aus Starnberg. "Ich bin sprachlos", sagte er und meinte, was Schlimmeres könne einem Sprecher nicht passieren. Sprachlos war er, weil so viele gekommen sind, um ihn zu hören, "trotz des Großaufgebots an wissenschaftlichen Vorträgen, die bis August jeden Freitag hier stattfinden." Über 150 Besucher waren es, die in den Saal drängten und auch alle einen Sitzplatz bekamen. Aber nur, weil es wieder einmal regnete und die Biergarten-Stühle vakant waren. Für Willi Großer war es klar, dass er einen Queri abseits vom "Mainstream" präsentieren wollte. Das ist dem ehemaligen BR-Sprecher gelungen dank seiner bravourösen, witzigen und schlagfertigen Vortragskunst.

Queri, so steht es auf einer Erinnerungstafel an seinem Geburtshaus in Frieding (heute Der Obere Wirt zum Queri) sei ein scharfer Kritiker seiner Landsleut' gewesen. Das sei missverständlich, meinte Großer, "denn wer ehrliche Kritik äußert, der bekundet Interesse. Wem alles wurscht ist, den interessiert auch seine Heimat nicht." Große Probleme hätte sich Queri mit seiner volkskundlichen Arbeit "Bauern-Erotik" (1911) eingehandelt, dabei sei es eine wissenschaftliche Arbeit gewesen, weil er den seinerzeitigen Sprachgebrauch aufgeschrieben habe. Als dann kurze Zeit später sein "Kraftbayrisch" erschienen ist, "war es ganz aus - aber unsere Vorfahr'n waren halt lange nicht so fein, als wir es heute sein wollen", bezog sich Großer auf die deutliche Sprache, die Queri dem Volk abgeschaut hat. Dabei hätte man im Vorwort schon über die Ernsthaftigkeit der Arbeit lesen können.

"Weil alles, was der Queri geschrieben hat, kraftvoll Bayrisch ist, und mehr als nur Kraftbayrisch", verzichtete Großer bei der Lesung in Polling auf die genannten Schriften. Die seien stark "abgegriffen", weil sie zurzeit in Kabarett und Kleinkunst ständig zitiert würden. Der Autor, der übrigens für drei Monate in Amerika Zeitung machte, aber die meiste Zeit seines kurzen Lebens in Starnberg verbrachte, hätte eine Fülle von Geschichten verfasst, die es lohnen, näher angeschaut zu werden. Großer begeisterte sein Publikum mit Auszügen aus Schriften wie Der Bayrische Watschenbaum, Die Schnurren des Rochus Mang, Die weltlichen Gesänge des Egidius Pfanzelter Gidi von Polykarpszell.

"Nehmt's viel mit heim vom Queri, von seiner unverwüstlichen Lebensfreud' und von seinem Humor, der sogar fürs Sterben a Schmunzeln übrig hatte." Das wünschte sich Willi Großer von seinem Publikum und das bestätigte mit großem Applaus, dass es so ist. - Uschi Sieber, die stellvertretende Vorsitzende der Heimat- und Trachtenvereinigung Huosigau verabschiedete die Gäste: "Beim Huosigau (bezog sie sich auf die Ausstellung), gibt es nicht nur Schätze zu sehen, sondern auch Schätze zu hören." Sie bedauerte, dass nach gut zwei Stunden "schon aus ist, wir könnten noch lange zuhören." Die Konzentration, stimmten die Besucher bei, ließe noch lange nicht nach. Die Starnberger Fischerbuam, die Familienmusik Schulz aus Starnberg, die Hochberghauser Bläser und der Starnberger Dreigesang musizierten zwischen Großers Lesungen, und einige saßen bis weit nach Mitternacht bei Musik und Gesang in der Alten Klosterwirtschaft.

Stark für Brauchtum und Volksmusik Noch ein Wort zu dem Schauspieler, Kenner der bairischen Literatur, des Brauchtum und der Heimatgeschichte, wie Manfred Schulz (Vorsitzender Heimat- und Volkstrachtenverein Starnberg) den Referenten Willi Großer vorstellte: Großer war als junger Musikant der erste Hackbrett-Spieler im Gau, er war aktiver Sänger, Vorsitzender des Starnberger Trachtenvereins, Heimatpfleger und vieles mehr. Sein Ziel sei es von früher Jugend an gewesen, das Brauchtum zu beleben und die Volksmusik zu fördern. Früh sei man im Bayerischen Rundfunk auf Großer aufmerksam geworden, der über Bayern hinaus als BR-Sprecher bekannt wurde. Großer ist Ehrenvorsitzender bei den Starnberger Trachtlern, seit dem Jahr 2000 Gauehrenmitglied und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Text/Fotos: Beate Bentele.


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